Große Straßen für morgen

Der Klimawandel und die Veränderungen der Mobilität, dazu die Erfahrungen der Covid-19-Pandemie erlauben, ja erfordern ein Nachdenken darüber, wie die Hauptstraßen von morgen beschaffen sein könnten. Die „spröden Räume“ der Gegenwart – hochbelastbar für einen Zweck, aber wenig leistungsfähig in der Integration unterschiedlicher Bedürfnisse – müssten wieder flexibler werden, offener für verschiedene Ansprüche: interessanter für Menschen, die zu Fuß

unterwegs sind, sicherer für Radfahrende, lebenswerter für die Anwohner. Am Beispiel von zehn Hauptstraßen in Berlin und Potsdam wollen wir das Erbe der „autogerechten Stadt“ neu denken. Der Blick in die Ferne, nach Rotterdam oder Kassel, Kopenhagen oder San Francisco, zeigt darüber hinaus, wie der Wandel andernorts gestaltet wird, mit großem Gewinn für alle.

Kurator: Ulrich Brinkmann 
Co-Kuratorin: Celina Schlichting

Köpenick: Schloßplatz
Köpenick: Schloßplatz
Der Entwurf von HILMER SATTLER ARCHITEKTEN revidiert die vierspurige Verkehrsachse in Köpenicks Zentrum und baut sie zugunsten einer Fuß- und Radwegverbindung zurück. Mitten in der Altstadt entsteht ein neuer Uferpark und ein neuer Schlossplatz mit ergänzender Bebauung, der diese Bezeichnung auch verdient.
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Lichtenberg: Möllendorffstraße
Lichtenberg: Möllendorffstraße
Der Entwurf von TCHOBAN VOSS Architekten und den Landschaftsarchitekten von „ST raum a“ versteht sich als „ökologisch bewusste und sozial freundliche Ergänzung der Stadträume“. Nichts wird hier abgerissen, Stadtlücken werden u.a. mit Wohnungsbau gefüllt. Aus drei Fahrspuren werden zwei, mit neuer Aufenthaltsqualität für Nachbarn und Verkehrsteilnehmer.
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Friedrichshain: Holzmarktstraße
Friedrichshain: Holzmarktstraße
Das Team LANGHOF® und die Verkehrsplaner des Büros Hofmann-Leichter verwandeln das Areal rund um die Holzmarktstraße und des Stralauer Platzes in einen bewohnbaren Stadtgarten, u.a. mit Auto- und Fahrradwegen in organischer Form und mit Wohngebäuden in Holzhybridbauweise, die zwischen Bäumen und Sträuchern stehen.
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Mitte: Mollstraße
Mitte: Mollstraße
Die Architekten von GRAFT präsentieren einen Entwurf, der den unwirtlichen Verkehrsknotenpunkt Mollstraße/Prenzlauer Alle bis hin zum Platz der Vereinten Nationen neu definiert: Eine Wasserfläche zieht sich durch den Stadtraum, für bestehende Plattenbauten werden u.a. grüne Loggia-Fassaden und private Dachgärten vorgeschlagen.
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Kreuzberg: Lindenstraße
Kreuzberg: Lindenstraße
Die Architekten Heike Handa und Jan Kleihus präsentieren eine feingliedrige, zwei Geschosse hohe und 1.100 Meter lange Kolonnade, durch Bäume und Rankgitter ergänzt. Sie bietet Räum für Marktflächen oder Werkstätten. „Es entsteht“, so die Architekten, „ein Stück neue Identität in einer Stadt, die sich den Fragen der Zukunft optimistisch stellt.“ 
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Schöneberg: Lietzenburger Straße
Schöneberg: Lietzenburger Straße
In Zukunft -  so das Architekturbüro von gmp von Gerkan, Marg und Partner – soll aus der unwirtlichen Verkehrsschneise eine Stadtstraße werden: durch eine neue Abfolge von begrünten, querlaufenden Plätzen, durch eine neue Gliederung der Verkehrsspuren sowie mit neuer Wohnbebauung, die die offen klaffenden Raumkanten schließt. 
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Steglitz: Wolfensteindamm/Schloßstraße
Steglitz: Wolfensteindamm/Schloßstraße
Heute zeigt sich hier ein See aus Asphalt, vom Auto beherrscht. Das Team von Bernd Albers Architekten, ENS Architekten und Studierenden der FH will das ändern, indem es Fahrbahnen reduziert und einen weitläufigen Kreisverkehr plant und so einen Großstadtplatz mit neuer Aufenthaltsqualität schafft.
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Wilmersdorf: A104
Wilmersdorf: A 104
Die knapp vier Kilometer lange Hochstraße, die vom ehemaligen Kreuz Wilmersdorf bis nach Steglitz führt, soll zurückgebaut werden. Patzschke Architekten schlagen eine Stadtreparatur vor, die zerschnitten Orte wie am Breitenbachplatz wieder verbindet, 3.500 Wohnungen schafft und bislang versiegelte Flächen in lebenswerte Naturräume verwandelt.
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Spandau: Altstädter Ring
Spandau: Altstädter Ring
Das Konzept des Büros Axthelm Rolvien für den Altstädter Ring, die Umgehungstraße der Altstadt, legt den Fokus auf die Transformation der Mobilität und schafft eine urbane Umgebung mit neuen Erholungs- und Aufenthaltsorten mitten in Spandau.
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Potsdam: Nuthestraße
Potsdam: Nuthestraße
Der neue Stadteingang für den Südosten Potsdams, den Christoph Mäckler, Johannes Cox (HKK Landschaftsarchitektur) und Konrad Roth (ARGUS Stadt und Verkehr) vorschlagen, wird neu definiert und die historische Bebauung ergänzt. Die autobahnähnliche Einfahrt verwandelt sich so in einen repräsentativen Ort für Besucher und Bewohnerinnen.
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Beispielhafte Umgestaltungen

Kassel: Goethestraße
Beispielhafte Umgestaltung: Kassel
Maßgeblich für die Neugestaltung der Goethestraße im Kasseler Westen war die Zusammenführung der Fahr­spuren für den Kfz-Verkehr mit der Straßenbahntrasse auf jeweils eine Spur in beide Richtungen. So konnte Raum für eine großzügige Promenade einschließlich 
eines in beide Richtungen befahrbaren Streifens für den Radverkehr zurückgewonnen werden.
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Rotterdam: Coolsingel
Beispielhafte Umgestaltung: Rotterdam
Mit der Neugestaltung durch das Rotterdamer Landschaftsarchitekturbüro West 8 hat der Boulevard Coolsingel neuen Reiz gewonnen als Haupteinkaufsstraße wie als Aufenthaltsort. Der Verkehrsraum für Autos wurde kompakter gestaltet und der freigewordene Raum als Esplanade für Radfahrende und Fußgänger konzipiert.
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Kopenhagen: Scandiagade
Beispielhafte Umgestaltung: Kopenhagen
Die Transformation der Straße Scandiagade in Kopenhagen durch die Landschaftsarchitekten von 1:1 Landskab kombiniert nachhaltige Entwässerungssysteme mit einem attraktiven städtischen Raum. Der Mittelstreifen wurde zu einem Freiraum mit acht Rückhaltebecken umgestaltet, die bei Starkregen insgesamt 1.500 Kubikmeter Wasser aufnehmen können.
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San Francisco: Market Street
Beispielhafte Umgestaltung: San Francisco
Die Neu­gestaltung der Market Street stellt einen kulturellen Wandel bei der Neu­positionierung des Radfahrens in der kalifornischen Metropole dar. Gehl Architects führten zusammen mit der Stadt zwei Elemente zur Gestaltung einer „Better Market Street“ ein: großzügige, erhöhte Radwege und Zonen für „Straßenleben“.
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