Mitte: Mollstraße
Grün und Blau für die Stadt der Zukunft
Wohngebiete und unüberquerbare Straßen passen nicht zusammen. Die überbreite Mollstraße könnte anders organisiert und reduziert werden, um die bestehenden Grünflächen zu öffentlichen Grünräumen zu erweitern und eine kilometerlange Wasserfläche anzulegen. Ergänzungsbauten eines neuen Maßstabs erlauben zahlreiche begrünte Dachflächen. Für die bestehenden Plattenbauten werden mehr Kleinteiligkeit, grüne Loggia-Fassaden und private Dachgärten vorgeschlagen. Die beiden unteren Geschosse der Plattenbauten werden aufgebrochen und durch Einzelhandels-, Werkstattflächen und kleine Büros ergänzt, um ein durchmischtes und lebendiges innerstädtisches Quartier mit hoher Grünqualität zu erreichen. Der vorliegende Vorschlag für die Mollstraße zeigt unsere Idee einer lebenswerten Schwammstadt für Menschen und Tiere.
Bestehender Straßenraum
Nach dem Zweiten Weltkrieg galt die aufgelockerte und durchgrünte Stadt als ein städtebauliches Ideal. Plattenbauten waren eine kostengünstige Lösung für die Wohnungsnot. Die großmaßstäblichen Stadträume der 1960er Jahre sahen aber auch weitgreifende Verkehrswege für die autogerechte Stadt vor. Wohnquartiere wie an der Mollstraße sind dadurch stark beeinträchtigt. Durch die fehlende Berliner Mischung aus Wohnen und Gewerbe stellt sich nur schwerlich Urbanität ein.
Lageplan Mollstraße
Das Hauptelement des Entwurfs ist ein großzügiger Park am Platz der Vereinten Nationen mit ausgedehnten Wasserflächen bis in die Mollstraße, der durch die Reduzierung der Verkehrsflächen ermöglicht wird. Die existierenden Freiflächen im Norden werden zur Parkanlage erweitert, die sich bis in die angrenzenden Quartiere erstreckt. Nachdem in den 1960er und 1970er Jahren die Idee vom Wohnen im Grünen durch die Verkehrsentwicklung in der autogerechten Stadt immer weiter eingeschränkt wurde, kann durch maßvolle Reduzierung des Verkehrs heute wieder von einer solchen Lebensqualität geträumt werden.
Visualisierung Mollstraße – ein Tag am See
Neue Einschnitte und Aufstockungen der großformatigen Bauten entlang der Mollstraße ermöglichen zahlreiche begrünte Dachterrassen und gemeinschaftliche Nutzungen mit fantastischen Blicken über die Innenstadt Berlins. Öffentliche Nutzungen in Erdgeschossen und zusätzliche Pavillonbauten führen den großstädtischen Raum auf den menschlichen Maßstab zurück. Es entsteht eine neue Symbiose aus verdichteter Innenstadt und Naturraum, der zur Erholung einlädt.
Team
GRAFT wurde 1998 in Los Angeles gegründet und ist mit seiner Zentrale in Berlin beheimatet. Das Studio arbeitet weltweit in den Bereichen Stadtentwicklung, Architektur, Design und Kommunikation und zeichnet sich durch seine experimentierfreudige, szenografische Entwurfspraxis und vielfältige Formensprachen aus.