Allee Unter den Linden

Schinkels Berlin

Nach dem 30-jährigen Krieg begann der Aufstieg Berlins zur preußischen Residenzstadt. Die Kurfürsten und Könige Berlins sorgten für eine glänzende Metropole. Sie ließen die alte Burg zu einem großen und prächtigen Schloss umbauen, auf das von Westen her die Allee Unter den Linden führte. Diese Allee war eine völlig neuartige, in Berlin bis dahin nie gesehene Straße – außerordentlich, ja verschwenderisch breit, mit mehreren Baumreihen, ein Vorbild für spätere Hauptstraßen. Sie war zunächst aber nur eine schlichte Vorortstraße. Erst im 18. Jahrhundert erhielt sie prächtige Bauten wie Zeughaus, Oper oder Universität und stieg zur via triumphalis des preußischen Königshauses auf, zur Bühne der herrschenden Klassen und des Militärs. Abgeschlossen wurde die Prachtstraße im Osten wie im Westen von zwei Plätzen, die bis heute zu den bedeutendsten der Stadt gehören: dem Lustgarten und dem Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor. Baulich geprägt hat diese Prachtstraße vor allem Karl Friedrich Schinkel. Unter den Linden war der wichtigste Stadtraum seines Schaffens.

© bpk/Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg/Jörg P. Anders
© bpk/Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg/Jörg P. Anders

Truppenparade in Berlin, 1837

Die Truppenkordons marschieren von Westen her über den Opernplatz in Richtung Schloss. Aber nicht sie stehen im Fokus, sondern die an der Neuen Wache Karl Friedrich Schinkels versammelte Berliner Gesellschaft in ihrer Vielfalt. Der Maler bietet einen faszinierenden Blick in die von bedeutenden Gebäuden gesäumte Prachtstraße.

Herrschaftliche Räume

An der Wende zum 17. Jahrhundert entstanden westlich des Schlosses und jenseits des Spreeübergangs an der Lindenallee erste Militärbauten wie das mächtige Zeughaus, das Haus des Stadtkommandanten und Palais für Adel und Krone. Friedrich II. ließ Kulturbauten wie die Oper, die Bibliothek und die spätere Universität folgen. Mit der Kathedrale rahmten sie das sogenannte „Forum Fridericianum“, den Opernplatz. Durch die Breite der Lindenallee ergaben sich weitere Platz-Räume an Schinkels Neuer Wache oder vor dem Zeughaus. Einzig der quadratische Pariser Platz erhielt eine geschlossene Randbebauung.

 

© Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: Hermann Rückwardt
© Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: Hermann Rückwardt

Lustgarten vor dem Schloss, 1881

Der von Werken Schinkels und der langen Schlossfassade gerahmte Lustgarten war ein Schlüsselort kirchlicher, dynastischer und kriegerischer Ereignisse. Als reiner Schmuckplatz von Schinkel gestaltet, fanden hier auch die pompösen Siegesfeiern der späteren Preußenkriege (1864–1871) statt.

© Zentral- und Landesbibliothek Berlin
© Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Straßenzug Unter den Linden, aus dem Plan von Berlin von Jean Chretien Selter, 1846

Die Allee war wegen ihrer Abmessungen, der mehrreihigen Linden sowie ihrer repräsentativen Bauten und Plätze der „Herrschaftsraum“ Berlins. Das fand in feierlichen Aufzügen und Demonstrationen, aber auch im Missbrauch wie der Bücherverbrennung von 1933 seinen Ausdruck.

© bpk/Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Sammlung Dietmar Siegert. Erworben mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung
© bpk/Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Sammlung Dietmar Siegert. Erworben mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung

Brandenburger Tor am Pariser Platz, errichtet von 1788 bis 1791, 1906

Carl Gotthard Langhans entwarf das Brandenburger Tor nach dem Vorbild der antiken Athener Propyläen. Das heraus­ragende frühklassizistische Bauwerk wurde das Symbol für „Spree-Athen“, das klassische Berlin Schinkels. Auf das Engste mit der Stadtgeschichte verknüpft, ist es auch heute die Bühne großer Ereignisse.

© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden. Berlin 1991, Foto: Hermann Rückwardt
© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden. Berlin 1991, Foto: Hermann Rückwardt

Platz vor der Neuen Wache, 1881

Standbilder großer preußischer Generäle, Wachablösungen und Militärkapellen prägten den militärischen Charakter des „Platzes vor dem Zeughaus“. Wie schon einmal während der Weimarer Republik ist die Neue Wache heute wieder eine Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden.  Berlin 1991
© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden. Berlin 1991

Unter den Linden mit dem Reiterstandbild Friedrichs II

Das bedeutende Reiterstandbild Friedrich des Großen wurde von Christian Daniel Rauch für das „Forum Fridericianum“ geschaffen und 1851 eingeweiht. Blick aus dem eingehegten Mittelbereich der Lindenallee nach Osten. Sichtbar sind links das Zeughaus, im Zentrum das Schloss und im fernen Hintergrund der Rathausturm.

Hauptwerke Karl Friedrich Schinkels

In einer politisch wie wirtschaftlich angespannten Zeit nach dem Fall Napoleons begann Karl Friedrich Schinkel 1816 seine umfangreiche Bautätigkeit. Als oberster preußischer Baubeamter und Architekt der Krone wurde er weit über Preußen hinaus der bedeutendste Künstler-Architekt seiner Zeit. Allein Unter den Linden und am Lustgarten schuf er nahezu 20 Werke. Ausstattungen für die prinzlichen Wohnungen, Adelspalais und die Neue Wache gehörten ebenso dazu wie die die Schlossinsel mit den östlichen Linden verbindende Schlossbrücke, die Hofkirche und das Königliche Museum. Bei allen Bauten band Schinkel namhafte Bildhauer und Maler ein.

 

© bpk | Gisela Stappenbeck
© bpk | Gisela Stappenbeck

Neue Wache, errichtet von 1816 bis 1818

Mit der Neuen Wache begann 1816 die Reihe der Staatsbauten Schinkels Unter den Linden. Dem blockhaften klassizistischen Bauwerk blendete der Architekt eine dorische Tempelhalle mit skulptiertem Giebelfeld vor. Das Innere enthielt ursprünglich Räume für die Königliche Garde.

© bpk
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Altes Museum, errichtet von 1822 bis 1824

Städtebaulich wie architektonisch ist das 1830 eröffnete Kunstmuseum ein Hauptwerk Schinkels. Mit seiner breitgelagerten Säulenhalle über der weiten Freitreppe, dem dahinter frei aufsteigenden Treppenhaus sowie der inneren Rotunde begrenzt es den Lustgarten im Norden.

© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Camera Berolinensis. Das Berlin-Album des Fotografen F. Albert Schwarz 1836-1906, Berlin 2006
© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Camera Berolinensis. Das Berlin-Album des Fotografen F. Albert Schwarz 1836-1906, Berlin 2006

Alter evangelischer Berliner Dom, umgebaut von 1818 bis 1822, um 1885

Schinkels Umbau einer barocken Kirche war das bescheidene Ergebnis großartiger Vorentwürfe und galt als Provisorium. Der von einem hohen Kuppelturm dominierte Dom mit seiner eindrucksvollen Säulenhalle musste ab 1888 dem heutigen Riesenbau weichen.
 

© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden, Berlin 1991
© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden, Berlin 1991

Schlossbrücke, errichtet von 1822 bis 1824, 1875

Architektur und Skulptur sind in diesem Brückenbauwerk meisterhaft vereinigt. Die hohen Postamente zwischen Eisengussgeländern mit mythischen Meereswesen erhielten erst nach Schinkels Tod ihre idealisierten Kriegergruppen als Allegorien auf die Napoleonischen Freiheitskriege.

© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden, Berlin 1991
© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden, Berlin 1991

Überbrückung der Neuen Wilhelmstraße von 1819, 1865

Zu Schinkels innovativsten Projekten gehörte eine schon 1867 wieder abgerissene Überbauung der schmalen Neuen Wilhelmstraße. Hinter der klassizistischen Giebelarchitektur öffneten sich aneinandergereihte ebenerdige Bazarläden, ein bis dahin in Berlin unbekanntes Motiv.

© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden, Berlin 1991
© Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hg.): Unter den Linden, Berlin 1991

Palais des Grafen Redern, errichtet 1833, 1905

In herausgehobener Eckstellung am Pariser Platz entstand das blockhafte Wohnhaus, das an florentinische Renaissancepaläste erinnert. 1910 wurde es durch das Hotel Adlon ersetzt, ein Zeichen der sich abschwächenden Wertschätzung von Karl Friedrich Schinkel in der späten Kaiserzeit.

Ungebaute Utopien Karl Friedrich Schinkels

Für alle nach seinen Plänen realisierten Linden-Bauten hat Karl Friedrich Schinkel zunächst aufwendigere Entwürfe vorgelegt, die jedoch von den königlichen Bauherren aus Kostengründen verworfen wurden. Weitere Projekte, so eine öffentliche Bibliothek, das Denkmal für Friedrich den Großen, das architektonisch und städtebaulich hoch bedeutsame Palais für den späteren Kaiser Wilhelm I. am Forum Fridericianum und ein spektakuläres Kaufhausprojekt entfielen gänzlich – oder sie wurden wie das Palais und auch die Sing­­­aka­demie nach kostengünstigeren Plänen konkurrie­render Architekten errichtet.

 

© bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Wolfram Büttner
© bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Wolfram Büttner

Entwurf für ein Denkmal für Friedrich den Großen, 1832

Das vergebliche Bemühen seines Lehrers Friedrich Gilly um ein Denkmal für Friedrich den Großen veranlasste Schinkel zu eigenen Entwürfen. Für den Lustgarten zwischen Schloss und Dom projektierte er eine monumentale Säulenarchitektur in streng klassizistischer Gestaltung, hinter der das alte Berlin verschwand.

© bpk/Kupferstichkabinett, SMB
© bpk/Kupferstichkabinett, SMB

Entwurf für das Palais des Prinzen Wilhelm, um 1829

Für das Palais des späteren Kaisers Wilhelm I. am Forum Fridericianum entwarf Schinkel zwei spektakuläre Projekte in klassizistischer Gestaltung – darunter eines mit markanten hohen Ecktürmen über hohem Sockelgeschoss und Tempelfront. Das bestehende Alte Palais schuf Carl Ferdinand Langhans bis 1837.

© bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Volker-H. Schneider
© bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Volker-H. Schneider

Entwurf für die Königliche Bibliothek, 1835

Zu den für die Öffentlichkeit vorgesehenen Neubauten Unter den Linden gehörte auch eine Königliche Bibliothek. Der 1835 in Backstein konzipierte Entwurf erinnert an die Berliner Bauakademie, aber auch an die von Schinkel bewunderte mittelalterliche Marienburg in Ostpreußen.

© bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Wolfram Büttner
© bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Wolfram Büttner

Entwurf zur Singakademie, 1821

Schinkels Entwurf kam aus Kostengründen nicht zur Ausführung, diente Carl Theodor Ottmer jedoch als Orientierung für das 1824 errichtete heutige Maxim Gorki Theater. Die klassizistische Front mit dem bekrönenden Dreiecksgiebel und der langgestreckte Zuschauersaal zeigen die deutlichsten Gemeinsamkeiten.

© bpk/Kupferstichkabinett, SMB
© bpk/Kupferstichkabinett, SMB

Entwurf zu einem Kaufhaus Unter den Linden, 1827

Das 1827 projektierte „Kaufhaus“ war als Bautypus seiner Zeit weit voraus. Die großflächigen „Schaufenster“, Eisenstützen und Flachkuppeln der inneren Konstruktion sind von höchster Sachlichkeit. All diese baulichen Elemente harmonieren mit der gewählten klassischen Dreiflügelanlage älterer Palastarchitektur.

Pläne, Bäume und Paläste

Die außergewöhnlichen Abmessungen der Lindenallee, vor allem ihre enorme Breite, sind in frühen Stadtplänen ablesbar. Schon 1688 bildete die Allee eine Achse der ersten westlichen Stadterweiterung. Gleichzeitige Querschnitte durch das Straßenprofil zeigen die Anordnung der Baumreihen. Während im östlichen Abschnitt separat stehende Staatsbauten und Adelspalais entstanden, setzte sich nach Westen eine Blockrandbebauung zeitgemäßer Stilauffassungen durch. Karl Friedrich Schinkel projektierte hier zwar zahlreiche Gebäude, städtebaulich war er aber nur am Lustgarten und auf dem Friedrichswerder tätig.

 

© Landesarchiv Berlin, B54/1846/2
© Landesarchiv Berlin, B54/1846/2

Grundriss von Berlin, Jean Chretien Selter, 1846

Die Berliner Stadtentwicklung des 18. und 19. Jahrhunderts ist durch farbige Straßenpläne dokumentiert, die Stadtregionen, Stadträume und Quartiere markieren. Der „Selter-Plan“ von 1846 illustriert die Schinkel- und frühe Nachschinkelzeit. Die Lindenallee hebt sich deutlich von allen anderen Straßen ab.

© Stiftung Stadtmuseum Berlin
© Stiftung Stadtmuseum Berlin

Panorama der Allee Unter den Linden, 1841 

Das als „Lindenrolle“ bekannt gewordene Panorama wurde erstmals 1820 zu Beginn der öffentlichen Tätigkeit Schinkels von einem anonymen Künstler geschaffen. Es zeichnet die gesamte Randbebauung der Lindenallee relativ genau nach und ist ein wichtiges Dokument der Stadtgeschichte.

Waltraut Volk: Berlin, Hauptstadt der DDR. Historische Straßen und Plätze heute. Berlin 1971
Waltraut Volk: Berlin, Hauptstadt der DDR. Historische Straßen und Plätze heute. Berlin 1971

Allee Unter den Linden, Waltraut Volk, 1971

Inspiriert von den früheren „Lindenrollen“ ließ die Historikerin Waltraut Volk ein Panorama zeichnen, das den Zustand der Linden-Bebauung um 1970 präzise darstellt und als Dokument der inzwischen abgebrochenen öffentlichen Neubauten des nord-westlichen Abschnitts aus der DDR-Zeit wertvoll ist.

 

© bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Wolfram Büttner
© bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Wolfram Büttner

Plan von Karl Friedrich Schinkel für das Zentrum von Berlin, 1817

Erstmals beschäftigte sich Schinkel bei seiner Planung für die Neue Wache mit einem Bebauungsplan zur Erneuerung des Stadtzentrums. Dieser Plan umfasste den Friedrichswerder ebenso wie die Bereiche nördlich der Oranienburger Straße, das Lustgartenareal und die gesamte „Kupfer­grabenlandschaft“.

© bpk/Staatsbibliothek zu Berlin
© bpk/Staatsbibliothek zu Berlin

Prospect gegen den Thiergarten vor Berlin, Johann Stridbeck, 1691

Die Darstellung zeigt die bereits zu stattlicher Höhe emporgewachsenen, vierreihig ausgerichteten Linden mit einem mittleren Parcours. Den südlichen Palais und Wohnhäusern gegenüber steht das breite Königliche Stallgebäude, das der späteren Kunstaka­demie weichen musste.

© Staatsbibliothek Berlin, Kart X 17266
© Staatsbibliothek Berlin, Kart X 17266

Berlin im Jahr 1688, Johann Bernhard Schultz

Die Darstellung Berlins aus der Vogelschau zeigt neben der noch stark bewehrten und eng bebauten Festung schon die weit nach Westen ausgreifende Dorotheenstadt. Auch sie ist noch bis zum Potsdamer Tor umwehrt, besitzt aber schon als markante „Plantage“ die spätere Allee Unter den Linden.

Berlingeschichte im Brennglas

Kein Berliner Ort ist symbolisch so aufgeladen wie der Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor. Die hier beginnende, einst als „via triumphalis“ überhöhte Allee Unter den Linden durchlebte höchst wechselhafte Zeiten. Hier zogen Napoleons Armeen 1806 ebenso durch wie später siegreiche preußische Heere. Hier zelebrierten die Nationalsozialisten 1933 ihre verhängnisvolle Machtergreifung, hier fand 1945 die Siegesparade der Roten Armee statt. Hier demonstrierten 1953 nach Freiheit strebende Ost-Berliner, und hier feierte ganz Berlin am 9. November 1989 den Mauerfall.

 

© bpk/GrandPalaisRmn/Franck Raux
© bpk/GrandPalaisRmn/Franck Raux

Einzug Kaiser Napoleons in Berlin, Gemälde von Charles Meynier

Nach seinen Siegen gegen Preußen zog Napoleon am 27. Oktober 1806 triumphierend in Berlin ein. Er „entführte“ die Quadriga vom Brandenburger Tor nach Paris. 1814 kehrte sie ebenso triumphierend zurück, bereichert um Schinkels Eisernes Kreuz im Siegeskranz. Das bisherige „Quarree“ wurde dann in Pariser Platz umbenannt.

© bpk/Franz Kühn
© bpk/Franz Kühn

Kaiser Wilhelm II. und seine sechs Söhne auf der Schlossbrücke, 1913

Jährliche Höhepunkte für Schaulustige war die Parade von Kaiser Wilhelm II. mit seinen sechs Söhnen zur „Paroleausgabe“ im Zeughaus. Zu den Gepflogenheiten der Hohenzollern gehörte es, die Nachkommenschaft mit Regimentern zu betrauen und sie bei öffentlichen Anlässen in voller Uniform zu präsentieren.

© picture alliance/Fotoarchiv für Zeitgeschichte/Archiv | Fotoarchiv für Zeitgeschichte
© picture alliance/Fotoarchiv für Zeitgeschichte/Archiv | Fotoarchiv für Zeitgeschichte

Kundgebung des Spartakusbundes, 8. Dezember 1918

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg meuterten Kieler Matrosen der Kaiserlichen Marine. Die weite Teile Deutschlands erfassende, aber rasch niedergeschlagene Revolution gipfelte in der Reichshauptstadt. Brennpunkte der Kämpfe und Demonstra­tionen waren das Brandenburger Tor, die Lindenallee und der Lustgarten.

© ullstein bild - Heinrich Hoffmann
© ullstein bild - Heinrich Hoffmann

Fackelzug der Nationalsozialisten durch das Brandenburger Tor, Sommer 1933

Die Nationalsozialisten waren sich der Symbolik des Orts wohl bewusst. Für einen Propagandafilm stellten sie die „Siegesfeier“ zur Machtergreifung 1933 mit einem bom­bastischen Fackelzug nach. Wenig später brannten auf dem Opernplatz die Bücher diskriminierter Autorinnen und Autoren.

© ullstein bild - ullstein bild
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Zerstörung der Lindenallee im Zweiten Weltkrieg

Im Bombenkrieg und im „Kampf um Berlin“ versanken zwischen 1943 und 1945 unzählige Gebäude in Schutt und Asche. Der Pariser Platz verlor nahezu seine gesamte einst so bedeutende Randbebauung. Als düsteres Mahnmal überstand einzig das Branden­burger Tor das von den National­sozialisten heraufbeschworene Inferno.

© ullstein bild - ullstein bild
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Demonstration am Brandenburger Tor, 17. Juni 1953

Nach 1945 wurde die Stadt in Sektoren der Besatzungsmächte geteilt. Es folgte im Kalten Krieg die Teilung in Ost- und West-Berlin. Der Aufstand gegen die Regierung der DDR am 17. Juni 1953 konnte nur mithilfe sowjetischer Truppen niedergeschlagen werden.
 

© bpk/Rolf Koehler
© bpk/Rolf Koehler

Die Allee Unter den Linden, im Vordergrund die 1961 errichtete Mauer, August 1967

Nach dem Bau der Mauer am 13. August 1961 markierte das einsame Brandenburger Tor das westliche Ende von Ost-Berlin. Auch der leere Pariser Platz ohne Bauten war unzugänglich. Den Schüssen an der Mauer fielen in Berlin 169 Menschen zum Opfer.

© akg-images/Hildegard Ochse
© akg-images/Hildegard Ochse

Der Fall der Mauer, 9. November 1989

Die „friedliche Revolution“ der Menschen in der DDR brachte die Mauer zum Einsturz. Bewegende Bilder mit jungen Menschen auf der Mauerkrone am Brandenburger Tor gingen um die Welt. Es folgte in den 1990er Jahren eine durch Regeln gesteuerte Neu­bebauung rund um den Pariser Platz.

Akteure

© via Wikimedia Commons
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Karl Friedrich Schinkel (1780–1841)

Der preußische Architekt hat das vorindustrielle Berlin wie kein anderer geprägt, vor allem die Allee Unter den Linden mit ihren vielen Plätzen. Schinkel war ein Staatsarchitekt, Leiter der preußischen Bauverwaltung und Architekt des Königs. Er war ein frühes Mitglied des Architekten-Vereins und Namensgeber des bis heute bedeutendsten deutschen Wettbewerbs für junge Baufachleute.

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Carl Gotthard Langhans (1732–1808)

Der im hohen preußischen Staatsdienst tätige Architekt schuf mit dem Brandenburger Tor sein berühmtestes Bauwerk, das Wahrzeichen Berlins und ein Nationalsymbol. Die Straßenverbindung Berlins mit Brandenburg an der Havel gab dem ehemaligen Stadttor seinen Namen. Langhans entwarf weitere wichtige Berliner Gebäude, etwa für den Schlosspark Charlottenburg.

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August Stüler (1801–1865)

Der Mitgründer des Architekten-Vereins entfaltete eine bedeutende Bautätigkeit im In- und Ausland, baute als Chef der preußischen Kulturbauten hunderte Kirchen und folgte Karl Friedrich Schinkel als „Architekt des Königs“. Seine Berliner Hauptwerke sind das innovative Neue Museum, die Schloss­kuppel sowie auch die „Sommerschen Häuser“ beidseitig des Brandenburger Tores.

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Heinrich Strack (1805–1880)

Schon als Student an der Bauakademie gehörte der spätere Hofarchitekt zu den Gründern des Architekten-Vereins. Es folgte eine reiche Bau­tätigkeit für das Königshaus wie der Umbau des Kronprinzenpalais oder das Schloss Babelsberg bei Potsdam. Berliner Hauptwerke sind die Nationalgalerie auf der Museumsinsel, die Siegessäule (heute im Tiergarten) und die – zerstörte – Petrikirche auf der Spreeinsel.