Schloßstraße in Steglitz

Nach 1990: Verkehrsberuhigung?

Nach dem Fall der Mauer erlebte Berlin einen neuen Schub des Autoverkehrs, zugleich aber nahm die Kritik an der autogerechten Stadt zu. Der Stadtautobahnring wurde verlängert, bescheiden blieben die Versuche, autogerechten Überschwang zurückzubauen. Die Umsetzungen unterschiedlichster Rückbaukonzepte führten zu einer strengen Funktionstrennung der Verkehrsarten im Straßenraum. Bisher fehlt ein umfassendes Konzept, das die gewonnenen Erfahrungen verarbeitet. Ein Beispiel für den versuchten Umbau einer autogerechten Hauptstraße ist die Steglitzer Schloßstraße zwischen dem nahezu verschwundenen Walther-Schreiber-Platz und dem namenlosen Platz südwestlich des Steglitzer Kreisels. 2011 war die verkehrsrechtliche Umstrukturierung mit neuen Fahrradwegen und einer Kfz-Spur je Richtung abgeschlossen, parallel zur Stadtautobahn A 103. Kaufhäuser mutierten zu Shoppingmalls, um das historische Gutshaus entstand ein kleines Kulturviertel, und der Steglitzer Kreisel erfährt einen endlosen Umbau.

© picture alliance/imageBROKER | Joko
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Die Steglitzer Schloßstraße heute 

Der grüne Belag der Fahrradspuren prägt das Straßenbild seit 2021. Im Hintergrund das Hochhaus des Steglitzer Kreisels, ein bekanntes und umstrittenes Wahrzeichen, in dem bis 2007 verschiedene Behörden des Bezirks ihren Sitz hatten, das seitdem jedoch auf eine neue Nutzung wartet.

Fassungslos: Verlust der Plätze

Nach der Entfernung der Straßenbahngleise 1963 erfolgte der Ausbau der Schloßstraße als Abschnitt der Bundesstraße B 1 mit drei Fahrspuren in jeder Richtung. Durch die Eröffnung der Autobahn A 103 im Jahr 1968 konnte die Einkaufsstraße von der Funktion einer Hauptverkehrsachse entlastet werden. Zugleich stellte sich eine neue, noch zu lösende Aufgabe: die fußgängerfreundliche Gestaltung der bedeutenden Plätze, die die Schloßstraße begleiten: Walther-Schreiber-Platz, Franz-Amrehn-Platz am „Bierpinsel“, Hermann-Ehlers-Platz und der riesige Platz im Südwesten des Steglitzer Kreisels.

© Maxilimlian Meisse
© Maxilimlian Meisse

Restfläche des Walther-Schreiber-Platzes mit Schloss-Straßen-Center und Ärztehaus

Der Platz entstand in den 1950er Jahren durch Aufweitung der Baufluchten beim Neubau eines Konfektionshauses (heute Ärztehaus) und eines Kaufhauses. Mit Errichtung des Schloss-Straßen-Centers (links im Bild) ging der Platzraum verloren, dafür wurde vor dem Forum Steglitz eine Art Restplatz angelegt.

© apollovision, Foto: Thomas Spier
© apollovision, Foto: Thomas Spier

Der Platz im Südwesten des Steglitzer Kreisels mit dem alten Gutshaus

Im Bild erstreckt sich einer der schrecklichsten Plätze Berlins, ein Platz ohne Namen. Hier endet die Stadtautobahn A 103, die Schloßstraße knickt nach Südwesten ab. Die Autoströme werden mit erheblichem Flächenaufwand in die verschiedenen Richtungen des städtischen Straßennetzes eingefädelt.

© Wikimedia Commons, Muns
© Wikimedia Commons, Muns

Franz-Amrehn-Platz mit „Bierpinsel“

Von der Joachim-Tiburtius-Brücke aus ist der Platz zwar zu sehen, aber nur schwer zu erreichen. Die bescheidene und wenig einladende Platzanlage zwischen Kaufhaus, U-Bahn-Eingang und Hochstraße lässt heute nicht mehr erkennen, dass sich hier früher der attraktive Schildhornplatz befand.

© picture alliance/ZB/euroluftbild.de | euroluftbild.de/Lothar Willman
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Hermann-Ehlers-Platz mit Rathaus, Steglitzer Kreisel und Stadtautobahn A 103

Die Platzfassung des dreieckig angelegten Schmuckplatzes ging durch den maßstabsprengenden Sockel des Steglitzer Kreisels und weitere Abrissmaßnahmen beim Bau der Stadtautobahn weitgehend verloren. Mit der Verknüpfung von Albrecht- und Grunewaldstraße wurde der Platzraum zur Restfläche degradiert.

Mit aller Kraft in die neue Konsumgesellschaft

Die Reduzierung des Durchgangsverkehrs in der Schloßstraße förderte den Einzelhandel. Fachgeschäfte, Kaufhäuser und Shoppingmalls zogen stetig weitere Kunden an. Unbefriedigend blieb aber zunächst die geringe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, insbesondere die schmalen Fußgängerbereiche auf beiden Seiten. Bis 2010 wurde daher ein begrünter Mittelstreifen angelegt und mit Bäumen bepflanzt, weitere Baumreihen fanden seitlich auf den verbreiterten Gehwegen Platz. Heute aber scheint trotz dieser Maßnahmen die Blüte der großen Kaufzentren zu welken. Die Schloßstraße muss sich neu erfinden.

© picture alliance/Euroluftbild | Euroluftbild
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Im Jahr 2006 präsentiert: „Das Schloss“

Das historische Rathaus Steglitz (links im Bild) wirkt bescheiden neben den Baumassen des ersten großen Einkaufszentrums der Nachwendezeit, das annähernd zwei Fußballfelder groß ist. Eine aufwendige Werbekampagne begleitete die Einführung des neuen Standorts, der bis heute viel Publikum anzieht.

© picture alliance/Euroluftbild | Euroluftbild
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Forum Steglitz und Baustelle Schloss-Straßen-Center, 2006

Das erste Einkaufszentrum an der Schloßstraße (Forum Steglitz, eröffnet 1970 – links im Bild) wurde inzwischen mehrfach umgebaut. Noch muss sich zeigen, ob dem Schloss-Straßen-Center (Bildmitte) eine ähnlich lange Lebensdauer beschieden ist. Am 1. März 2024 wurde ein Insolvenzver­walter bestellt.

© picture alliance/Euroluftbild | Euroluftbild/Robert Grahn
© picture alliance/Euroluftbild | Euroluftbild/Robert Grahn

Boulevard Berlin, eröffnet 2012

Die beiden traditionsreichen Kaufhäuser Wertheim und Karstadt waren Nachbarn an der Schloßstraße. Ab 2010 wurde auf dem Wertheim-Grundstück eine weitere riesige Mall neu errichtet – Boulevard Berlin. Durch eine Glaspassage als Anschluss zum Karstadt-Haus ging die öffentliche Straße verloren.

© picture alliance/Florian Monheim/www.bildarchiv | Florian Monheim
© picture alliance/Florian Monheim/www.bildarchiv | Florian Monheim

Galleria, Schloßstraße 101, seit 1995

Mit einem überdimensionalen Schaufen­ster präsentierte die erste nach der Wende neu errichtete Einkaufspassage Galleria ein „Shop-in-Shop“-Konzept. Später wurden nach diesem Konzept alle weiteren Einkaufszentren an der Schloßstraße geplant, wenn auch in wesentlich größerem Maßstab.

Kultur – mehr als Erinnerung

Frühmorgens fällt der Schatten des Hochhauses Steg­litzer Kreisel auf den Friedhof der Matthäus-Kirche mit der Grabplatte der Familie Spieß, die das Dorf Steglitz von 1517 bis 1713 besaß, fast 200 Jahre lang. Jede Generation prägt ihren Ort neu, und jede Zeit hinterlässt bleibende Spuren. Damit diese Relikte auch für künftige Generationen erhalten bleiben, müssen sie gepflegt und wiedererkennbar in umgebaute Räume integriert werden. Nicht jedem Versuch ist dauerhaft Erfolg beschieden: „Kultur ist der Reichtum an Problemen“, so spottete schon Egon Friedell.

© Wikimedia Commons, TillF
© Wikimedia Commons, TillF

Strahlend wie am ersten Abend: der ehemalige Filmpalast Titania

Für 1.900 Besucher öffnete der Titania-Palast 1928 seine Türen. Sein Lichterspiel machte das Haus schnell in ganz Berlin berühmt. Nach dem Krieg wurde dort die FU Berlin gegründet. In den 1960er Jahren zogen Läden ein. Heute bietet das CINEPLEX-Titania 1.200 Plätze in sieben verschiedenen Sälen.

© Wikimedia Commons, Jan M
© Wikimedia Commons, Jan M

Zukunft offen: „Bierpinsel“ ohne Zapfhahn

Die bekannte Architekturikone der 1970er Jahre steht schon längere Zeit leer. Ihre Graffiti-Gestaltung erinnert an den gescheiterten Versuch, 2010 einen „Turm der Künste“ mit Seminaren, Workshops und Kunst-Café zu schaffen. Die Hochstraße bleibt ein Hindernis, diesen Bau wieder zu beleben.

© Wikimedia Commons, Fridolin Freudenfett
© Wikimedia Commons, Fridolin Freudenfett

Erinnerung an die Reichspogromnacht: Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz

Im Hof des Haus Wolfenstein steht die ehemalige Synagoge, die in der Reichspogromnacht 1938 verwüstet wurde. Daran und an die Deportation von 1.758 jüdischen Bürgern erinnert seit 1995 eine Spiegelwand. Dort sind alle Namen aufgeführt; die Länge der Wand entspricht der des ehemaligen Gebetshauses.

© picture alliance/Schoening | Schoening
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Zurück ins Leben: die Schwartzsche Villa

Die 1895/96 erbaute Sommervilla des Bankiers Carl Schwartz verfiel in West-Berliner Zeiten und sollte abgerissen werden. Nach Bürgerprotesten wurde sie vom Land Berlin saniert und 1995 als Kulturhaus eröffnet. Hier finden Konzerte, Ausstellungen und Lesungen statt; sehr beliebt ist das Café.

© picture alliance/imageBROKER | Schoening Berlin
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Das 1995 sanierte Gutshaus Steglitz, bedeutendstes Zeugnis des alten Steglitz

Errichtet zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Stil des preußischen Frühklassizismus, war das Herrenhaus Wohnort vieler Persönlichkeiten, bevor es 1871 dank seiner eindrucksvollen Präsenz Namensgeber der Schloßstraße wurde. Heute kann der große Saal des Hauses für Veranstaltungen gemietet werden.

© picture alliance/picture alliance/Bildagentur-online | Bildagentur-online/Schoening
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Publikums Liebling: das Schlosspark Theater

Intendant und Ensemble des kleinen, aber renommierten Hauses schrieben bereits in den 1950er Jahren Theatergeschichte. Heute findet sich Unterhaltsames auf dem Spielplan. Dieter Jürgen „Didi“ Hallervorden machte das feine Theater weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt.

Der hohe Preis einer Verkehrsberuhigung

Die Verbesserung der Aufenthaltsqualität war eines der wichtigsten Ziele der Stadtplanung für die Einkaufsmeile Schloßstraße. Sie sollte unter anderem durch die Vermeidung des motorisierten Durchgangsverkehrs erreicht werden. Die Kehrseite dieser Anstrengungen zeigt sich in den Seitenstraßen: Tausende von Kfz-Abstellplätzen verteilen sich auf Asphaltflächen, Parkpaletten oder in Parkhäusern. Zusammen mit den Parkplätzen unter der Autobahnbrücke gibt es im Umfeld der Schloßstraße rund 4.500 Stellplätze für Autos. Entstanden sind versiegelte urbane Wüsten, die nicht zum Aufenthalt einladen.

© Maximilian Meisse
© Maximilian Meisse

Der namenlose Platz

Links am Bildrand das Gutshaus, dem die Schloßstraße ihren Namen verdankt. Das zehngeschossige Parkhaus und weiträumig asphaltierte Verkehrsflächen prägen heute das Entrée der Einkaufsmeile, im Hintergrund die drei Türme der Matthäuskirche, des Rathauses und des ehemaligen Bürohochhauses.

© Maximilian Meisse
© Maximilian Meisse

Das zur Hälfte realisierte Autobahnkreuz

In Vorbereitung der Verbindung von zwei Stadtautobahnen wurde nach 1970 eine Brückenkonstruktion von über 800 Meter Länge quer über Schloßstraße, Stadtautobahn und Bahngelände errichtet, dazu Ein- und Ausfahrtspuren. Unter den Hochstraßen sind Stellplätze angeordnet, teil­weise in mehreren Geschossen.

© Maximilian Meisse
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Joachim-Tiburtius-Brücke mit „Bierpinsel“

Die Brücke wurde errichtet als Teil der Berliner Stadtautobahn A 104 und ist daher vierspurig mit zwei zusätzlichen Seitenstreifen angelegt. Die Umsetzung der Planung wurde in den 1970er Jahren abgebrochen. Die A 104 hat den Bierpinsel nie erreicht, die Seitenstreifen dienen heute als Parkplätze.

© Wikimedia Commons, IngolfBLN
© Wikimedia Commons, IngolfBLN

Düsterer Eingang zum „Bierpinsel“ unter der Joachim-Tiburtius-Brücke

Kaum auffindbar und wenig einladend liegt der Eingang zum Turmrestaurant im Schatten der weit ausladenden Brücke, die in der Breite für eine vierspurige Autobahn ausgelegt ist. Die Brücke wie auch der Bierpinsel und die beiden U-Bahn-Stationen in der Tiefe stehen heute unter Denkmalschutz.

© Maximilian Meisse
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Zu wenig Stadt: Parkhaus an der Schildhornstraße

Links sind noch Altbauten der Schildhornstraße zu erkennen. Bürgerproteste Anfang der 1970er Jahre verhinderten weitere Abrissmaßnahmen für den Bau einer Stadtautobahn. Ein temporärer Verkaufspavillon behauptet sich seit vielen Jahren neben überbreiten Garagenzufahrten und sechs Verkehrsspuren.

© Maximilian Meisse
© Maximilian Meisse

Der öffentliche Raum an der Kreuzung Schloßstraße/Autobrücke

Das erklärte Ziel von Senat und Bezirk, die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu verbessern und die Versiegelung der Oberflächen durch Begrünung zu reduzieren, ist nur umsetzbar, wenn auch die bedrückende Architektur der autogerechten Stadt rückgebaut wird.

Vom Dorf zur Stadt

Das Straßendorf Steglitz lag prominent an der Berlin-Potsdamer Chaussee, Verbindung der beiden königlichen Residenzen, später Teil der Reichsstraße 1 und begleitet von einer bedeutenden Bahnlinie, der ersten Eisenbahnstrecke im Königreich Preußen. Mit über 80.000 Einwohnern war Steglitz nach dem Ersten Weltkrieg die größte Landgemeinde Preußens und wurde 1920 ein eigener Bezirk im neu geschaffenen Groß-Berlin. Alt-Steglitz existierte noch in den 1960er Jahren, es musste erst dem Steglitzer Kreisel weichen. Es ist das einzige Dorf auf Berliner Gebiet, das spurlos beseitigt wurde.

© bpk
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Schloßstraße mit Straßenbahn vor dem Rathaus Steglitz, um 1900

Die Westliche Berliner Vorortbahn A.G. (gegr. 1895) übernahm den Wagenpark des Berliner Dampfstraßenbahn-Konsortiums und rüstete die Beiwagen für den elektrischen Betrieb um. Bis zum 10. August 1900 waren alle Strecken elektrifiziert. Die Gleise lagen neben dem Gehweg am Rand der Fahrbahn.

© akg-images
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Der prächtige Schildhornplatz, 1905

An der Einmündung der Schildhornstraße in die Schloßstraße lag bis etwa 1930 ein dreieckiger Schmuckplatz mit einem Ehrenmal. In Vorbereitung der Autobahnplanung durch die Schildhornstraße wurden der Platz beseitigt, die Häuser links abgeräumt und der Straßenraum von 26 auf 62 Meter verbreitert.

© Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (03) Nr. 0019519/Foto: Gert Schütz
© Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (03) Nr. 0019519/Foto: Gert Schütz

Auf dem Kaufhausdach: Janz Berlin is eene Wolke, 1952

Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete die Wertheim AG den ersten Kaufhaus-Neubau in der Schloßstraße. Als besondere Attraktion wurde ein Dachrestaurant eingerichtet. Das Publikum konnte die Straße aus einer neuen Perspektive erleben. Die denkmalgeschützte Fassade des Hauses blieb bis heute erhalten.

© picture alliance/ullstein bild | ullstein bild
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Busse, Straßenbahn, Autos: Verkehr auf der Schloßstraße, 1955

Die Bäume sind aus dem Straßenbild verschwunden, die Fußwegbreite reduziert auf 3,50 Meter. Elektrische Oberleitungen versorgen Straßenbahn und O-Bus, die ersten dieselbetriebenen Doppeldecker­busse verkehren auf der Schloßstraße. Die Bundesstraße ist hier zur West-Berliner Einkaufsmeile geworden.

© akg-images/Elsengold Verlag/Jürgen Grothe
© akg-images/Elsengold Verlag/Jürgen Grothe

Heute vergessen: der Bornmarkt im Jahr 1968

Über 60 Jahre existierte ein Wochenmarkt auf der unbebauten Fläche zwischen Friedenau und Steglitz. Seit 1908 brachten Bauern ihre Produkte zu den Markttagen, neben Ständen gab es feste Buden. 1970 eröffnet hier das Forum Steglitz, Berlins erstes Einkaufszentrum. Rechts erhebt sich der Titania-Palast.
 

© picture alliance/dpa | Teruko Sammer
© picture alliance/dpa | Teruko Sammer

„Bierpinsel“: die Farben der 1970er Jahre

Beauftragt mit der Gestaltung eines Umsteige-Bahnhofs der U-Bahn, skizzierten die Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte die Vision eines überirdischen Fruchtkörpers. Der 1968 bis 1976 errichtete Bierpinsel mit Turmrestaurant wurde eine bekannte Berliner Landmarke.

© Repro: Anja Elisabeth Witte/Berlinische Galerie
© Repro: Anja Elisabeth Witte/Berlinische Galerie

Das Dorf Steglitz verschwindet, 1970

Für die Auffahrt zur Stadtautobahn A 103 war zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits der Bahnhof abgerissen, ebenso Teile des noch erhaltenen Steglitzer Dorfkerns. Der Rest des Dorfs wurde wenig später für die Errichtung des Steglitzer Kreisels planiert.

© bpk/Rolf Koehler
© bpk/Rolf Koehler

Baustelle Steglitzer Kreisel mit Stadtautobahn A 103, 1972

Nach dem Richtfest 1972 blieb das von Sigrid Kressmann-Zschach verantwortete Hochhaus noch lange ungenutzt. 1977 wurde die Bezirksverwaltung Mieter, 1988 übernahm das Land Berlin die skandalgeprägte Immobilie. Die Stadtautobahn A 103 ermöglichte die Auslagerung der B1 aus der Schloßstraße.

Akteure

© Lothar Wolter
© Lothar Wolter
Günther Drobisch

Im Stadtplanungsamt des Bezirks Steglitz war Günther Drobisch für die Umgestaltung der Schloßstraße in den Jahren 2008/09 verantwortlich. Durch Verbreiterung der Bürgersteige mit neuen Baumpflanzungen und durch Verbesserungen für den Radverkehr ist die Aufenthaltsqualität deutlich gesteigert worden.

© via Wikimedia Commons
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Dieter Jürgen „Didi“ Hallervorden (geb. 1935)

Seit den 1970er Jahren ist „Didi“ bundesweit bekannt als Kunstfigur des Schauspielers und Kabarettisten Dieter Jürgen Hallervorden. Im Jahr 2008 vermietete das Land Berlin das Schlosspark Theater an seine Halliwood Film GmbH. Bei vielen Produktionen steht Didi heute noch selbst auf der Bühne.

Manfred Pechtold

Nach den Plänen von Pechtold Architekten entstand mit dem Umbau der Einkaufspassage in der Gropiusstadt ab 1994 das größte Einkaufszentrum Berlins. Das „Schloss“ in Steglitz ist aber die vielleicht beliebteste Mall dieses Architekturbüros, das bis heute etwa 270.000 Quadratmeter Verkaufsfläche realisiert hat. Pechtold ist Mitglied im Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV).

Christoph Gröner (geb. 1968)

Die CG Gruppe des Unternehmers Christoph Gröner erwarb das Hochhaus des Steglitzer Kreisels im Jahr 2017, um 330 Eigentumswohnungen in den Büroetagen zu entwickeln. 2020 übernahm der Immobilienkonzern Adler Group die CG Gruppe mit allen Projekten. Das Projekt ist jedoch ins Stocken geraten.