Vorwort von Tobias Nöfer

Vorsitzender des Architekten und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg

© Foto: Fabian Burns
© Foto: Fabian Burns

Was liegt näher, als eine Ausstellung über Straßen auf der Straße selbst zu zeigen? Die Ausstellung „immer modern! Berlin und seine Straßen. 200 Jahre Architektur, Städtebau und Ingenieurbau für Berlin“ betrifft uns alle. Denn die Straßen sind – unabhängig von ihrer Schönheit oder Hässlichkeit – immer Lebensraum für alle Teile der Gesellschaft und niemand kann sich ihnen entziehen. Straßen sind immer das Ergebnis von Planung und – das mag vielen
erstaunlich erscheinen – sie sind dennoch oft Schauplatz von Chaos und Dysfunktion.

Es lohnt sich also, aus Anlass des 200. Geburtstages des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg über das Phänomen Straße, ihre Herkunft, ihren Zustand und ihre Chancen öffentlich nachzudenken. 

Das Thema ist überaus komplex, ist doch der Zustand vieler Berliner Straßen Ausdruck vielfältiger, ungelöster Zielkonflikte. Dass die öffentlichen Räume unserer Metropole nicht nur Verkehrsräume sind, sondern auch Orte für die öffentliche Begegnung und Auseinandersetzung, macht die Verantwortung der Planerinnen und Planer noch deutlicher. Die öffentlichen Räume bleiben auch in Zukunft wichtig für das Funktionieren unserer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft – ihr Zustand hat unmittelbaren Einfluss und kann Gesellschaften formen. Die Stadtgesellschaft beansprucht gerade angesichts der zunehmenden Dichte in den Städten völlig zurecht die Rückgewinnung der Verkehrsflächen als urbanen Lebensraum. Unsere Verantwortung als Architektinnen und Ingenieure ist es, auf diesen Anspruch kultivierte und nachhaltige Antworten zu geben.

Dass wir diese Ausstellung nicht nur im öffentlichen Raum zeigen können, sondern sogar in einem der wichtigsten der Hauptstadt, dem Boulevard Unter den Linden, zeigt die Bedeutung des Themas. Es zeigt aber auch, dass die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker verstanden haben, dass der Diskurs darüber eine Grundlage und Voraussetzung für eine bessere Zukunft ist. 

Wir können uns nach unserer Überzeugung nur auf Basis der fachlich fundierten Auseinandersetzung auf gemeinsame Ziele verständigen, die uns wirklich weiterbringen. Die verantwortliche Fachwelt muss forschen, entwickeln, diskutieren, überzeugen. Betrachten wir die schönen und funktionierenden Beispiele in Berlin, Deutschland und dem Ausland und fassen wir Mut, die Probleme der Straße anzugehen!